Im Wintersemester 2023/-24 setzen wir uns in unserem Programm eingehend mit den Begriffen Göttlichkeit, Tod und Schicksal auseinander, die bei allen drei Werken thematisch im Zentrum stehen:
- Arnold Schönberg, Moderner Psalm Op.50c
- Luigi Cherubini, Requiem c-moll
- Johannes Brahms, Schicksalslied
Arnold Schönbergs Moderner Psalm Op.50c ist das letzte Werk Arnold Schönbergs, an dem er bis unmittelbar vor seinem Tod arbeitete. Die Vollendung des Werks vor seinem Tod gelang ihm nicht mehr, sodass das Werk nur als Fragment erhalten ist. Es basiert auf einem von Schönberg selbst geschriebenen Text. Dieser ist Teil von 16 „Modernen Psalmen“, Schönbergs religiöse Gedanken in Form von Ansprachen an und Diskurs über Gott. An diesen Texten arbeitete Schönberg bis zum 3. Juli 1951, 10 Tage vor seinem Tod. Zur Vertonung kam nur der erste dieser Texte. Musikalisch blieb Schönberg auch in seinem letzten Werk, besetzt mit Chor, Orchester und einem Sprecher, der Zwölftonmethode treu.
Cherubinis Requiem c-moll ist wohl eine der bekanntesten Kompositionen des italienischen, jedoch in Frankreich zu Popularität gekommenen Komponisten. Es entstand 1816 im Auftrag des nach Napoleons endgültiger Niederlage an die Macht gekommenen Königs Ludwig XVIII. Es sollte seinem 23 Jahre zuvor hingerichteten Bruder Ludwig XVI. gedenken. Nach seiner Uraufführung gewann das Requiem Cherubinis in Europa rasch an Popularität und wurde von namhaftesten Komponisten wie Beethoven und Berlioz in höchsten Tönen gelobt. Sogar bei Beethovens Beisetzung in Wien im Jahre 1827 kam es zur Aufführung. Musikalisch fällt das Requiem durch den Verzicht auf Solostimmen auf, einzig der Chor bleibt in klarer Tonsprache der Textvermittler. Auffällig ist außerdem Cherubinis Verzicht auf helle Instrumentalfarben – die Flöten sind völlig ausgespart und andere helle Blasinstrumente reduziert, es dominieren dunklere Streicherstimmen.
Johannes Brahms Schicksalslied basiert auf dem Gedicht „Hyperions Schicksalslied“ aus dem von Friedrich Hölderlin stammenden zweiten Band des Brief-Romans „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“. In ihm klagt Hyperion die Götter an, die „droben im Licht auf weichem Boden“ wandelten, während den Menschen gegeben ist „auf keiner Stätte zu ruhn. Es schwinden, es fallen die leidenden Menschen wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen jahrlang ins Ungewisse hinab“. Erzählungen zu Folge soll Brahms kurz vor einem Ausflug mit Bekannten nach Wilhelmshaven auf dieses Gedicht aufmerksam geworden sein. Den Ausflug ans Meer verbrachte er damit, stundenlang in weiter Entfernung am Meer zu sitzen und an den ersten Entwürfen seines „Schicksalslieds“ zu schreiben. Dabei entstand eine von Brahms ausdrucksstärksten chorsinfonischen Kompositionen.