
Das KHG-Orchester Freiburg
Dieses Semester haben wir eine Premiere: Wir führen unser Programm zusammen mit dem KHG-Orchester aus Freiburg auf. KHG meets KHG.
In Freiburgs weitläufiger Orchesterlandschaft steht das KHG-Orchester für ein hohes musikalisches Niveau, große Motivation und Spielfreude. Aufgeschlossenheit und Interesse für außergewöhnliche Projekte und Programme zeichnen die Musizierenden ebenso aus wie ein starker Zusammenhalt unter den Mitgliedern: Neben der Musik sind Geselligkeit und außermusikalische Events von großer Bedeutung.

Konzertkritik SoSe 2024
Der KHG-Chor sang am Samstag in der Stiftskirche anspruchsvoll ambitioniertes Kammerchor-Repertoire
Tübingen. Neue Töne beim KHG-Chor. Im Oktober 2022 übernahm Jan Stoertzenbach den Chor der Katholischen Hochschulgemeinde. Beim ersten Auftritt mit Händels „Messias“ und dem Cherubini-Requiem zeigte sich bereits seine künstlerische Handschrift.
Zu Stoertzenbachs Vision von einem transparent verschlanken Chorklang gehört über das gewohnte, oratorisch großbesetzte, klangflächen Repertoire hinaus auch die Einstudierung von ambitionierten Kammerchor-Werken wie den doppelchörigen Bach-Motetten, die zu den anspruchsvollsten barocken Vokalwerken zählen. Das schult die sängerisch-„solistische“ Initiative, bildet den rund 70-stimmigen Chorklang insgesamt durch, verfeinert das Klangbild.
Über 1000 Zuhörer kamen am Samstag in die 3202. Stiftskirchen-Motette. Auf dem Programm Johann Sebastian Bach und Domenico Scarlatti,, beide im Epochen Jahr 1685 geboren (wie auch Händel). Eingangs die Bach-Motette „Komm, Jesu, komm“ BWV 229, gefolgt von der Begräbnis-Kantate „ich lasse Dich nicht, du segnest mich denn“ BWV 157. Das gesamte Programm wurde begleitet von einem Generalbass-Ensemble (Kristina Pfeffer, Truhenorgel; Felicitas Weissert, Cello; Jan Streeb Kontrabass).
Eine große Herausforderung waren die Paulus-Kommentare der Choral-Motette „Jesu, meine Freunde“ BWV 227: virtuose Vokal-Concerti und gefürchtete Zitterpartien mit filigranen, kontrapunktisch diffizilen und vollkommenen offen liegenden Stimmführungen in kleiner, hier rund 20 stimmiger Besetzung. Stoerzenbach war in seinem Element, mit Augenmerk auf klar artikulierte Text, Verständlichkeit und rhetorisch geführte barocke „Klangrede“: herausgehobene Kernworte und ausdeutende Färbungen.
Bei Scarlattis vierstimmigem Magnificat – ein zentrierender Ruhepol im Programm, kompakter und Harmonie-sinnlicher als die Bach-Motetten – entwickelte sich ein warmer, tragfähige Chor-Klang. Eindrücklich, lautmalerisch die „dispersit“ zerstreuten fertigen. Ruhevoll große Melodiebögen bis ins ausschwingende Amen.
Sehr beeindruckend zuletzt die Bach-Motette „Der Geist hilf unserer Schwachheit auf“ BWV 226, mit doppelchörig verzahnten Stereo- und Echo-Effekten, virtuos hin und her fliegende Koleraturen. Gekonnt die widerständig gegenläufig versetzten Rhythmen im imitatorischen Abschnitt „sondern der Geist selbst“ sowie die vierstimmige Chorfuge „Der aber die Herzen forschet“, die Zugkraft und sängerishes Selbstbewusstsein hatte. Würdevoll der Schlusschoral. Man darf gespannt sein, wie sich der KHG-Chorklang weiter verändert. (ach)

Konzertkritik WS23/24
Der KHG-Chor mit Schönbergs Vermächtnis in der Tübinger Stiftskirche
Ein katholischer Chor in einer evangelischen Kirche mit dem Werk eines jüdischen Komponisten: Interreligiöse Kulturarbeit war angesagt beim Auftritt von KHG-Chor und Orchester Sinfonia 02 mit Schönbergs letzter Psalmvertonung in der Tübinger Stiftskirche. Ein ambitioniertes Unterfangen.
Von Jörg Riedlbauer
TÜBINGEN. Was für ein starkes Bekenntnis zur interreligiösen Kulturarbeit: Ein katholischer Chor führt in einer evangelischen Kirche die Psalm-Vertonung eines jüdischen Komponisten auf. Arnold Schönberg notierte wenige Monate vor seinem Tod 1951 als letzten musikalischen Gedanken den ergreifenden Dialog eines erlösungsbedürftigen Menschen mit Gott. So, wie dies auch die alttestamentarischen 150 Psalmen prägt. Schönberg plante damals einen ganzen Zyklus sogenannter »Moderner Psalmen« auf der Textgrundlage seiner persönlich angelegten Sammlung von »Gebeten und anderen Gesprächen mit und über Gott«. Vertonen konnte er jedoch einzig den ersten, dem er die Ordnungsnummer »151« voranstellte - Ausdruck seines Sendungsbewusstseins wie seiner tief im Glauben verwurzelten Kunst.
Diesem tief bewegenden Vermächtnis Schönbergs nahm sich nun in der Tübinger Stiftskirche der Chor der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) mit dem Stuttgarter Orchester Sinfonia 02 an. Was für eine Aufgabe für ein nichtprofessionelles, wiewohl ambitioniertes Ensemble! Und was für ein unkonventioneller Beitrag zum 150. Geburtstag des Komponisten.
Souverän in der Zwölftonstruktur
Der Ambition folgte die Qualität. Der von Jan Stoertzenbach vorzüglich einstudierte KHG-Chor erwies sich souverän im Umgang mit der Zwölftonstruktur, sowohl linear im Verlauf der Einzelstimmen als auch im Zusammenklang. Hierbei gewann im Verbund mit dem Orchester der Dirigent mit seiner präzisen Zeichengebung und seiner klangmodellierenden Gestik dem Werk ein hohes Maß an Sinnlichkeit und Expressivität ab.
Überdies fesselte Sebastian Walser als Sprecher die Aufmerksamkeit des Publikums. Der international konzertierende junge Bariton war für die Umsetzung von Schönbergs Prinzip einer »Sprechmelodie« ideal besetzt. Diese verlangt die Musikalität eines Sängers wie die Deklamationsschärfe eines Rezitators. Die Sprechstimme gleitet dabei zwischen den vorgegebenen Noten hin und her, ohne sie zu singen, muss jedoch den Wortrhythmus genauestens einhalten. Was Walser sehr eindringlich gelang.
Klangsinnliches Requiem
Auch die beiden weiteren Werke kamen aus dem Raritätenkabinett: Brahms' »Schicksalslied« auf einen Text von Hölderlin und das c-Moll-Requiem von Luigi Cherubini. Dieser chorsymphonische Koloss entfaltete in der Stiftskirche seine ganze Schönheit. Stoertzenbach nahm sich hochsensibel und mit spürbarer Leidenschaft der Partitur an, die mit ihrer Instrumentation bereits auf Berlioz und dessen Klangreize weist. Der KHG-Chor erwies sich als perfekter Textgestalter. Die einzelnen Stimmgruppen waren zudem bestens in das Orchestergefüge eingebunden. Mit kontrastfreudiger Ausdrucksgestaltung entfachte die Wiedergabe auf spannungsreiche Weise das frühromantische Feuer der Komposition, sei es im dramatisch akzentuierten »Dies irae«, im zartstimmigen »Pie Jesus« oder im geradezu schwelgerischen Offertorium.
Alleine das Durchhaltevermögen von KHG-Chor und Sinfonia 02-Orchester ist zu bewundern, nach zwei solch anspruchsvollen, zugleich kräftezehrenden Werken noch das selten zu hörende »Schicksalslied« von Brahms anzuschließen. Es gelang ihnen ergreifend bis zum sinfonischen Nachspiel. Zuvor wandelten die Soprane wahrhaft »droben im Licht«, bereiteten ihnen die Bässe »weichen Boden« und woben die Alti und Tenöre ihre Mittelstimmen zur Harmonie der »glänzenden Götterlüfte«, wie dies alles von Hölderlins Text vorgegeben ist. Sehr erfreulich, wie bei diesem Konzert Repertoirewert und künstlerische Qualität zusammenkamen. (GEA)

Konzertkritik WS22/23
Eine neue Handschrift
Konzert Jan Stoertzenbach debütiert mit Händels „Messiah"
Tübingen. Ein minimalistisches Dirigat. Kleine Bewegungen, die Hände meist dicht vor der Brust. Oft kaum mehr als ein Wink, ein Fingerzeig. Aber eine ungeheure Klangwirkung und Präsenz. Ein sehr bemerkenswertes Antrittskonzert des erst 30-jährigen Jan Stoertzenbach als neuer Leiter des KHG-Chors. Zum Beifall erhoben sich die über 950 Zuhörer in der Stiftskirche in einer einzigen großen Bewegung.

Der Neue
Chor und Dirigent haben sich gefunden
"Ein Chor, der Lechner singen kann, das ist meiner!" - So gab Jan Stoertzenbach es bei einem Interview mit dem Tagblatt zu Protokoll.
Nach der langen C19-Phase waren wir alle gespannt, wie viele Sängerinnen und Sänger es wohl werden würden im neuen Semester. Der "Messiah" als eines der klassischen Oratorien verträgt schon einen größeren Chor. In den letzten Semestern war die Proben-Situation eher kompliziert und wir mussten auflagenbedingt bei Aufführungen auf maximal 20 Aufführende reduzieren. Umso erfreulicher war, dass sich zu Jans erstem Programm ein fester Kern von rund 60 Chories herausbildete.

Chorbesuch aus Belgien
Im Sommer 2019 hatte der KHG-Chor die schöne Gelegenheit den Chor der Universität in Louvain-la-Neuve zu besuchen. Wir erkundeten gemeinsam die Stadt und haben auch ein gemeinsames Konzert gesungen.
Dreieinhalb Jahre später kann nun endlich der Gegenbesuch stattfinden. Am letzten Wochenende im April empfangen wir den belgischen Chor und zeigen ihnen unser schönes Tübingen. Am 30.04.2023 um 20:00h singen wir zusammen ein kleines Konzert nach der Heiligen Messe (19:00h) in Sankt Johannes Evangelist, welche der KHG-Chor begleitet.
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