Eine neue Handschrift
Konzert Jan Stoertzenbach debütiert mit Händels „Messiah"
Tübingen. Ein minimalistisches Dirigat. Kleine Bewegungen, die Hände meist dicht vor der Brust. Oft kaum mehr als ein Wink, ein Fingerzeig. Aber eine ungeheure Klangwirkung und Präsenz. Ein sehr bemerkenswertes Antrittskonzert des erst 30-jährigen Jan Stoertzenbach als neuer Leiter des KHG-Chors. Zum Beifall erhoben sich die über 950 Zuhörer in der Stiftskirche in einer einzigen großen Bewegung.
Chor und Dirigent haben sich gefunden
"Ein Chor, der Lechner singen kann, das ist meiner!" - So gab Jan Stoertzenbach es bei einem Interview mit dem Tagblatt zu Protokoll.
Nach der langen C19-Phase waren wir alle gespannt, wie viele Sängerinnen und Sänger es wohl werden würden im neuen Semester. Der "Messiah" als eines der klassischen Oratorien verträgt schon einen größeren Chor. In den letzten Semestern war die Proben-Situation eher kompliziert und wir mussten auflagenbedingt bei Aufführungen auf maximal 20 Aufführende reduzieren. Umso erfreulicher war, dass sich zu Jans erstem Programm ein fester Kern von rund 60 Chories herausbildete.
Im Sommer 2019 hatte der KHG-Chor die schöne Gelegenheit den Chor der Universität in Louvain-la-Neuve zu besuchen. Wir erkundeten gemeinsam die Stadt und haben auch ein gemeinsames Konzert gesungen.
Dreieinhalb Jahre später kann nun endlich der Gegenbesuch stattfinden. Am letzten Wochenende im April empfangen wir den belgischen Chor und zeigen ihnen unser schönes Tübingen. Am 30.04.2023 um 20:00h singen wir zusammen ein kleines Konzert nach der Heiligen Messe (19:00h) in Sankt Johannes Evangelist, welche der KHG-Chor begleitet.
Konzert Der KHG-Chor sang ein hörbar kriegserschüttertes Mozart-Requiem
TÜBINGEN. Es sind keine guten Zeiten, auch nicht für die Kultur. Vor Corona war das Mozart-Requiem Garant für eine vollbesetzte Stiftskirche. Am Sonntag dürften es rund 250 Zuhörer gewesen sein. Trotz nunmehr aufgehobener Corona-Verordnungen. Ende Januar wäre es wohl ein anderes Konzert gewesen -mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Am Sonntag verbreitete sich die Nachricht über das Massaker in Butscha. Die drei Werke - alles Trauermusiken - bekamen eine kaum auszuhaltende Bitterkeit.
Meister der Wendungen
Eine Entdeckung: Der KHG-Chor erinnerte an Franz Xaver Schnizer.
Von Achim Stricker
Es ist jedes Mal ein kleines Wunder, wenn ein Komponist wieder auftaucht. Wenn eine spätere Epoche ihn wiederentdeckt und überrascht feststellt, dass es sich bei dem Vergessenen um keinen „Kleinmeister zeitverhafteter Gebrauchsmusik“ handelt. Und erschreckt wahrnimmt, dass mitunter sehr zufällige Umstände darüber entscheiden, ob ein bedeutendes Kunstwerk die Nachwelt erreicht – oder nicht.
Kurz vor dem Konzert im Februar waren vier Mitglieder des KHG-Chores zum Studiogespräch bei Micro-Europa Tübingen – dem Tübingen Campusfunk. Es ging um die Freude am Singen, unsere Chorgemeinschaft, um Volkslieder und mehr. Außerdem gibt es einen Klangeindruck von unserem Probenwochende sowie aus dem Konzert des Wintersemesters 2018/19. Aber hört selbst—den Beitrag zum Nachhören gibt es hier.